Theaterpädagogik ist ... online

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 Theaterpädagogik ist … online

Was geht, wenn nichts mehr geht

Ein Bericht von Heidi Troi 


Während ich diesen Artikel schreibe, hoffe ich, dass sein Inhalt bei Erscheinen der Theaterzeitung überflüssig sein wird, dass es nur ein Zeitdokument ist, was ich hier schreibe. Und genau aus dem Grund schreibe ich es trotzdem. Was geht, wenn gar nichts mehr geht. Der Weg des Theaterpädagogischen Zentrums – zur Nachahmung offen.

 

In weiser Voraussicht, dass es diese zweite Welle geben würde und dass Proben irgendwann nicht mehr möglich sein werden, hat Benedikt Troi, Gründungsmitglied der Sozialgenossenschaft Theaterpädagogisches Zentrum Brixen, einen Discord-Server eingerichtet. Für alle Nichtwissenden, zu denen bis vor kurzem auch ich gehört habe: Discord ist eine Plattform, die vor allem von Gamern genutzt wird. Während sie ihre Videospiele spielen, können sie sich hier unterhalten – in einem Video- oder Text-Chat. Auf dem TPZ-Server gibt es für jede der sechzehn Theaterwerkstätten einen Textkanal, über den auch Dokumente ausgetauscht werden können und einen oder mehrere Video-Channels. Zu den Proben treffen sich die Spieler*innen der Werkstatt im Videochannel und es wird fleißig an den Stücken weitergearbeitet.

Auf diesem TPZ-Server finden auch Veranstaltungen statt und zwar Theateraufführungen, Bastelstunden, Lesungen und Spiele (Krimidinner, Werwolf, …), die sich das TPZ-Team für seine Spieler*innen ausdenkt, damit die Kids auch weiterhin in Kontakt miteinander bleiben und nicht so abstürzen, wie das im ersten Lockdown passiert ist.

Der Vorteil für die Kinder und Jugendlichen: Auf dem Discord Server können sie sich auf außerhalb der Proben treffen – zum Ratschen, Spielen, Schreiben.

Das Ganze mutet ein bisschen wie Offene Jugendarbeit an – ist es auch. Wir sehen unsere Aufgabe zurzeit vor allem darin, den Kindern und Jugendlichen, die bei uns sind, ein bisschen Halt und Normalität zu vermitteln.

 

Wie läuft so eine Probe ab?

Was wir bei unseren Online-Proben versuchen, zu beachten, ist dass die Kinder nicht noch einmal eine Stunde mehr bewegungslos vor dem Computer sitzen müssen. Die Einheit beginnt mit einem Spiel, das die Kinder bewegt. Verrücktes Tanzen, die Frau Knüppelkug, Follow the follower – Spiele, die sowohl in einer Probe, als auch vor dem Computer funktionieren. Dann gibt es meistens einem Improvisationsauftrag, für den sich die Kinder in die Videokanäle der Werkstatt begeben. Dort können sie – wie in den richtigen Proben – miteinander an einem Problem arbeiten und eine Szene entwickeln – auch wenn diese Szenen dann sehr textzentriert sind. Die Ergebnisse aus den Improvisationen werden präsentiert, dann gibt es wieder eine bewegte Einheit. Vorschläge für Spiele, die sich für Online-Theater-Einheiten eignen, finden sich übrigens auf unserer Website www.tpz-brixen.org und dürfen von dort aus gern geteilt werden.

 

Übrigens fand auch der November-Block des Lehrgangs „Schritte in die Theaterpädagogik“ online und auf Discord statt. Auch wenn immer wieder einmal jemand mit dem Internet zu kämpfen hatte, waren die Teilnehmer doch positiv überrascht, wie viel sie aus so einem Video-Meeting mitnehmen konnten. Es geht also – auch wenn eines klar bleibt: Es ist kein Ersatz für richtiges Theaterspielen.

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Theaterpädagogik im Kindergartenalltag