Theaterpädagogik im Kindergartenalltag
Theaterpädagogik ist … im Kindergartenalltag
ein Bericht von Lisi Kiebacher
Lea Marie nach der coronabedingten Schließung im Kindergarten: „Lisi, obo Theater spieln terfmo schun no? I konn no olls von „Der Wolf und die 7 Geißlein.“
Seit dem Grundschulalter ist das Theater ein wichtiger Teil meiner Freizeit. Schon seit Beginn meiner Arbeit im Kindergarten habe ich deshalb „Theatralisches“ immer wieder in meine Arbeit integriert. Der Lehrgang „Theaterpädagogik“ hat mich mit zusätzlichen Methoden und Ideen bereichert, sodass die Theaterpädagogik nunmehr fixer Bestandteil meiner Arbeit ist. Im offenen Kindergarten in St. Andrä biete ich den Kindern einmal wöchentlich nachmittags eine Stunde „Theater“ an. Mit den etwa zwölf Kindern, die sich freiwillig dazu melden, erarbeite ich verschiedene Geschichten mit Bilderbüchern und Märchen, da diese sich sehr gut für die szenische Umsetzung eignen. Dabei verwende ich verschiedenen Grundlagen der Theaterpädagogik, die die Kinder befähigen, zunehmend ihre Ausdrucksmöglichkeiten kreativ zu erweitern und durch Mimik, Gestik und Sprache unterschiedliche Empfindungen zu gestalten und anderen mitzuteilen. Durch das Vorlesen, Erzählen und Nachspielen der Geschichten erlernen die Kinder den Inhalt spielerisch und üben sich in Pantomime und Ausdruck. Die spielerische Ausarbeitung des Bilderbuches mit eigenen Worten und verschiedenen bereits bekannten Spielen vermitteln Verständnis und Sicherheit des Textes. Die Kinder können sich in verschiedenen Rollen erleben, nach einiger Zeit erfolgt die Identifikation mit einer bestimmten Rolle. Natürlich kann es dann passieren, dass bei Schneewittchen 11 Prinzessinnen und 4 Zwerge zum Vorschein kommen. Es versteht sich von alleine, dass sodann vom „Original“ des Textes nicht mehr viel übrigbleibt. Auch bei der Beschaffung von Kostümen, bei der Adaption der Bühne und bei der Besorgung der verschiedenen Requisiten dürfen alle Kinder mitarbeiten und sich kreativ einbringen. Gemeinsames Basteln und Bauen, zu Hause auch unterstützt von den Eltern, rundet das Projekt ab und lässt die Kinder Teil davon sein.
Welch kreatives Potential in Kindern schon ab vier Jahren steckt, kann sicher jeder bezeugen, der im Kindergarten schon einmal ein Theater erarbeitet hat. Die Kinder tragen mit vielen und teils erstaunlichen Ideen dazu bei, das Stück einzigartig zu machen. Und selbst in diesem Alter gelingt schon das Improvisieren, nachdem sie das Stück verinnerlicht haben.
Mein Fazit: Theaterpädagogik im Kindergarten – jenem Alter, wo Kinder sich kognitiv enorm entwickeln – sollte nicht nur fakultativ, sondern fester Bestandteil der Pädagogik sein. Gemeinsame Projekte, bei denen die Kinder stets mit Eifer dabei sind, erweitern nicht nur ihre theatralischen Fertigkeiten und Fähigkeiten, sie stärken viele soziale und emotionale Kompetenzen. Dabei ist nicht die Aufführung selbst das wichtigste Produkt, sondern der Prozess, der gemeinsame Spaß, die Freude am Fantasieren, die Interaktion mit Gleichaltrigen. Ganz nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.
Beispiel: Ballwurfkette mit Namen (ab 4 Jahren)
Dauer: 15 min. (je nach Ausdauer der Gruppe)
Material: Bei kleineren Kindern einen Softball und bei älteren Kindern einen Jonglierball oder Hacky-Sack
Beschreibung:
Die Spieler stellen sich im Kreis auf. Der Spielleiter beginnt mit einem Ball und wirft diesen einem anderen Spieler zu. Zuvor sagt er dessen Namen, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Der Genannte fängt den Ball und wirft ihn ebenfalls wieder unter Nennung eines Namens einem weiteren Spieler zu. Dies wird fortgesetzt, bis jeder Spieler den Ball bekommen hat und er wieder beim Spielleiter landet. Nach dieser ersten Runde wird eine Zweite begonnen, wieder in der gleichen Reihenfolge der Spieler. Dabei kann auch die Geschwindigkeit gesteigert werden und die Wurfkette in die umgekehrte Reihenfolge bringen. Während der ganze Runde sind Augenkontakt und Präsenz der Mitspieler wichtig. Anmerkung: Im Kindergarten sitzen die Spieler am Boden und der Ball wird gerollt.
Variante 1: Ein zweiter und ein dritter Ball kommt ins Spiel
Variante 2: Der Spielleiter ruft „freak out“. Das Spiel wird sofort unterbrochen, alle Mitspieler schreien und wechseln ihren Standplatz im Kreis. Dann beginnt das Spiel wieder von vorne.