Der Theaterbaukasten - Theaterspielen in Zeiten von Corona

Ein Leitfaden für die theaterpädagogische Praxis

Paul Barone

Erschienen am 8.4.2020 im BELTZ Verlag

Den Anfang dieses Projekts sieht der Autor Paul Barone selbst in seiner zusammenarbeit mit der luxemburgischen Jugendtheatergruppe Namasté, die in den Anfängen des Theaterpädagogischen Zentrums Brixen ein wichtiger Austauschpartner war. Schon das hat mich neugierig auf die Methode gemacht. 

Worum geht es:

Der „Theaterbaukasten“ bietet einen theaterpädagogischen Leitfaden für die theaterpädagogische Arbeit und setzt sich aus verschiedenen Theaterbausteinen zusammen, die sich neun Gestaltungsfeldern zuordnen lassen. Er besteht aus 42 Karten und einem Begleitbüchlein, das nicht nur die Arbeit mit den Karten erklärt, sondern auch Projekte vorstellt, die mit Hilfe dieser Arbeit entstanden sind.

Zuerst denkt der Autor ein bisschen mit uns über den Begriff „Kreativität“ nach. Heute kann jeder kreativ sein. Im Gegensatz zu früher entsteht heute in einem kreativen Prozess nicht etwas radikal Neues, sondern „relativ“ Neues. Zudem ist Kreativität heute nicht mehr ein einsamer, sozial isolierter Prozess, sondern geschieht vielfach in Kreativteams, in Kooperation und wird nicht mehr als naturgegebene Fähigkeit angesehen wie früher, sondern ist erlernbar. 

Der vorliegende Theaterbaukasten möchte eine Methode vorstellen, die so einer Haltung entspricht, eine Ressource an Theatermitteln, Bausteinen, den die Spielleitung und Gruppe als einen methodischen Leitfaden von der ersten Schauspielübung bis zur fertigen Inszenierung einsetzen kann. Die Spieler*innen entwickeln kooperativ ihre Inszenierung, indem sie sich gegenseitig kreative Impulse geben, schaffen somit partizipativ ihr Theater. 

Wie ist der Theaterbaukasten aufgebaut?

Er umfasst neun Gestaltungsfelder (Raum, Zeit, Körper, Figur, Beziehung, Komposition, Text, Stimme und Theaterdesign), von denen sich jedes aus vier Bausteinen zusammensetzt, zu dem verschiedene Theatermittel gehören.

Jeder dieser Bausteine beinhaltet folgende Elemente:

-       Eine Visualisierung des Bausteins

-       Erläuterungen zur theaterästhetischen Bedeutung

-       Übungen

-       Inszenierungsimpulse

Dem Spielleiter kommt die Verantwortung zu, dass die Arbeit zielgerichtet bleibt. Er führt vielleicht die Bausteine zunächst in den Proben nach und nach ein (Übungen auf der Kartenrückseite), erläutert die eingeübten Bausteine und Theatermittel und macht sie den Spieler*innen so bewusst. In der Inszenierung kann die Spielleitung immer wieder auf die Erläuterungen auf der Kartenrückseite Bezug nehmen.

Diese Arbeitsweise schöpft das Partiziaptionspotential aus, die Jugendlichen werden zunehmend befähigt, selbstständige Inszenierungsideen zu entwickeln und auszuprobieren. Eingesetzt werden können die Karten ab etwa Mittelschulalter (der kleine Theaterbaukasten) bis in der Arbeit mit erwachsenen Laiengruppen. 

Zudem stellt der Theaterbaukasten einen „roten Faden“ für alle Phasen der Entwicklung eines Theaterprojekts bereit: Über das Schauspieltraining durch die Auseinandersetzung mit den Bausteinen Raum, Zeit, Körper, Figur, Beziehung und Stimme zum Impro-Training mit den Bausteinen Beziehung und Komposition. Dann das szenische Improvisieren, in welchem vor allem der Baustein Text zur Anwendung kommt und schließlich die Inszenierung. 

Mein Fazit

Das ist sicherlich ein interessantes Konzept, das sich auszuprobieren lohnt und eine Ergänzung zu dem ebenfalls im BELTZ Verlag erschienenen „Methodenrepertoire für Darstellendes Spiel und Theaterunterricht“ von Maike Plath darstellt. Nach einem persönlichen Gespräch mit dem Autor kann ich auch noch grünes Licht für die Hilfestellungen in Zeiten von Corona geben. Auf der Seite des Beltz-Verlags gibt es ein PDF zum Download mit Ergänzungen in Zeiten von Social Distancing.

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